Aller Anfang ist schwer – so auch beim MedAT. Zu Beginn wird man regelrecht erschlagen von Themenlisten, Untertests, angebotenem Lernmaterial und Vorbereitungskursen. Womit fange ich am besten an? Wie genau muss ich die einzelnen Themen lernen? Ist es wirklich nötig, hunderte von Euro in Lernmaterial und Vorbereitungskurse zu investieren, oder reichen die online verfügbaren Quellen vollkommen aus? Alles Fragen, die ich mir selbst 2016 stellte, als ich mich für den MedAT vorbereitete. In diesem Jahr verfehlte ich einen Studienplatz in der EU-Quote um Längen. 2017 trat ich erneut an und war erfolgreich. In diesem Text möchte ich berichten, wie sich meine Vorbereitung in den beiden Jahren voneinander unterschied und worauf ihr als MedAT-Warriors euch wirklich konzentrieren solltet. Dabei gilt natürlich: alles meine subjektive Erfahrung, der Einzelne mag sich selbst in meinem Bericht wiederfinden, andere mögen sich das rauspicken, was für sie hilfreich erscheint und andere dürfen auch gern das Folgende ignorieren und lieber eine Folge „Rick and Morty“ schauen.

 

Wann fange ich an?

Bei kaum einem Thema bekomme ich von meinen Studienkollegen so vielfältige Antworten wie bei dieser Frage. Während manche sich ein Jahr lang intensiv vorbereiteten, haben andere gerade mal ein paar Wochen vor dem Testtermin angefangen, ein Buch in die Hand zu nehmen. Und beide Lerntypen finden sich heute im Hörsaal. Falls der ein oder andere von euch sich deshalb fragt, ob es sich jetzt noch lohnt anzutreten, wo nur noch ein paar Monate Vorbereitungszeit bleiben: keine Panik. Es hängt vollkommen davon ab, wie eure Lernstrategie aussieht. Es gibt Leute, die den halben Tag am Schreibtisch sitzen, sich aber effektiv weniger vom Angesehenen merken, als jemand, der sich ein paar Stunden mit dem Stoff auseinandersetzt. Qualität versus Quantität ist hier das Motto.

Ich persönlich fing bei meinem zweiten Antritt schon Ende 2016 an, die ersten Dinge zu wiederholen und zusammenzufassen. Das hatte den Grund, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch berufstätig war und wusste, dass mir in der heißen Phase (und das ist wörtlich zu nehmen, Lernen im Sommer sucks) nicht so viel Zeit zum Lernen bleiben würde wie anderen. Generell gilt natürlich das Motto: je früher ihr anfangt euch mit dem MedAT auseinanderzusetzen, desto besser. Es ist aber definitiv nicht zwingend erforderlich, früh loszulegen und erst recht kein Garant, dass ihr letztlich auch einen Studienplatz bekommt.

 

Wie tief muss ich die einzelnen Themen überhaupt lernen?

Die jedes Jahr veröffentlichten Stichpunktlisten bieten leider nur einen groben Überblick über die Themen, die euch im Juli erwarten. Je nachdem, welche Quellen ihr zurate zieht, könnt ihr über ein Thema wie Immunsystem ein paar Seiten lernen oder gut und gerne auch mal ganze Kapitel. Viele fühlen sich hier besonders verunsichert. Die Motivation, für den Test alles möglichst genau zu beherrschen, konkurriert mit der unglaublichen Masse an Themen und der Angst, sich am Ende in Details zu verlieren.

Meiner Erfahrung nach fahrt ihr hier am besten, indem ihr verschiedene Quellen miteinander vergleicht. So bieten zum Beispiel die kostenlosen Skripten der ÖH Med Wien einen sehr guten Überblick über alle Themen. Stellenweise werden Themen nicht ausführlich genug behandelt, aber dem kann man leicht Abhilfe schaffen, indem man auch Lehrbücher und Internet zurate zieht. Was ich ebenfalls empfehlen kann: Facebook. Es gibt haufenweise MedAT-Vorbereitungs- und -Informationsgruppen. Die größten haben einige Tausend Mitglieder und neben motivierten Bewerbern auch eine ganze Reihe von alten Hasen, die den Test bereits hinter sich haben und euch gern eure Fragen beantworten. In den letzten Wochen vor dem Test geht es in den Gruppen dann natürlich ziemlich heiß her. Fast im Minutentakt werden Fragen gepostet. Und das macht diese Gruppen meiner Meinung nach so wertvoll. Ihr habt nicht nur eine große Community, die euch mit Wissen und Erfahrung zur Seite steht, wenn ihr mal gar nichts checkt, sondern bekommt auch Rückmeldung, wenn ihr irgendwie an eine Frage gelangt seid, die das Niveau des MedATs komplett sprengt.

Vielen sind diese Gruppen zu anstrengend, weil es angeblich Stress verursacht, wenn ständig Leute Fragen posten und sich gegenseitig verrückt machen. Ich habe es aber immer als nützlich empfunden, weil ich so gezwungen war, mich auch mit Fragen zu beschäftigen, die nicht in meinen Vorbereitungsmaterialien vorkamen und die Lösungsstrategien anderer Bewerber sehen konnte. Meiner Meinung nach etwas, das sich sehr bezahlt macht.

Zum Lernen selbst sei gesagt, dass es vor allem auf Verständnis ankommt. Bei meinem ersten Antritt habe ich Physik und Chemie ziemlich auf Lücke gelernt, in der Hoffnung, schon durchzukommen, wenn ich die Formeln beherrsche. Ziemlicher Unsinn. Es lohnt sich, Zeit darin zu investieren, das Thema, das ihr gerade bearbeitet auch logisch nachvollziehen zu können. So meistert ihr dann am Testtag vielleicht auch die ein oder andere gemeine Frage, die speziell auf Verständnis abzielt. An dieser Stelle sei den beiden Typen von TheSimpleClub (auf YouTube zu finden) gedankt, die vermutlich jedem MedAT-Bewerber mit ihren Videos irgendwann mal den Arsch gerettet haben.

 

Wie sinnvoll ist ein Vorbereitungskurs?

Ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Einfach, weil es sehr individuell ist und sich pauschal nicht beantworten lässt. Eines schon mal vorweg: ich bin kein Fan von diesen Kursen.

Ich vergleiche die MedAT-Vorbereitungskurse gern mit irgendwelchen dubiosen Fitness-Programmen, die heutzutage so ziemlich jeder selbsternannte Personal-Trainer anbietet. Sie sind teuer (teilweise richtig teuer), ohne dass sie etwas bieten können, dass es woanders nicht auch für weniger Geld gibt.

Die ersten werden jetzt sagen: „Ja okay, natürlich muss man auch mit einem Kurs selber lernen. Aber trotzdem ist es doch hilfreich, wenn mir professionell Vorbereitung angeboten wird.“

Ist richtig. Ich würde auch nie behaupten, dass diese Kurse komplett sinnlos und rausgeworfenes Geld sind. Wenn ihr hunderte von Euro übrighabt, dann macht es ruhig. Ich gehe aber einfach davon aus, dass das auf den durchschnittlichen MedAT-Bewerber nicht zutrifft. Euer Geld ist deutlich besser in Lernmaterial investiert, denn davon gibt es zuhauf. Lest euch Amazon-Rezensionen zu den verschiedenen Materialien durch, fragt in den Facebook-Gruppen, was man euch empfehlen kann und deckt euch dann ein. Wenn ihr den Test schafft, könnt ihr die Bücher für einen reduzierten Preis anschließend an die Bewerber des nächsten Jahres verkaufen – unterm Strich gebt ihr also nochmal weniger aus.

Das geht bei einem Kurs nicht. Außerdem lohnen sich viele dieser Kurse auch nur dann, wenn man bereits im Vorfeld gelernt hat und weiß, wo die eigenen Schwächen liegen, damit man gezielt Fragen stellen kann. Und da sehe ich das Geld ehrlich gesagt besser in Nachhilfeunterricht investiert. Ich selber hatte zu Beginn ziemlich Probleme in Chemie, hab Stunden am Schreibtisch gesessen und geflucht, ohne dass ich groß vorangekommen wäre. Nach zwei Doppelstunden professioneller Nachhilfe waren meine Fragen beantwortet und ein paar Wochen später, gehörte Chemie zu den Fächern des MedAT, in denen ich die meisten Punkte holte – ohne dass ich ein Vermögen ausgeben musste.

Und genau hier sehe ich das Problem bei Kursen. Na klar, der Leiter des Kurses hätte mir sicherlich auch helfen können. Das Ganze wäre aber um einiges teurer gewesen und neben mir hätten ja auch noch andere im Kurs gesessen, die wieder ihre individuellen Probleme mitbringen.

Auch wird oft argumentiert, dass in diesen Kursen Lösungsstrategien für den kognitiven Teil des Tests vermittelt werden. Stimmt auch, aber hier sind wir wieder beim Personal Trainer-Phänomen: Mit ein bisschen investierter Zeit und Arbeit findet ihr all diese Tipps auch selbst. Es gibt jede Menge Mnemotechniken, jede Menge Tipps wie ihr ein Wort aus einem Dutzend Buchstaben findet und viele Tricks, wie ihr die richtige Figur zusammenbastelt. Das Internet ist voll davon und auch in den Facebook-Gruppen gibt es Leute, die ihre Erfahrung teilen. Es gibt den MedAT nicht erst seit gestern und in diesen Kursen wird sicherlich nicht das Rad neu erfunden.

Ich kenne ein paar Leute, die Kurse besucht haben und positiv davon zu berichten wissen. Es mag auch hilfreich sein, wenn man sich diese Tipps und Tricks nicht erst selbst zusammensuchen muss, sondern sie im Rahmen dieses Kurses vermittelt bekommt. Aber die Frage ist, ob das den hohen Preis rechtfertigt – meiner Meinung nach nein.

 

Wie lerne ich die Themen am besten?

Auch hier ist das wieder eine reine Typfrage. Ich gehöre zum Beispiel zu den Leuten, die alles gern selbstständig erarbeiten und zusammenfassen, weil so das meiste bei mir hängenbleibt.

So habe ich gern mit den verschiedenen Skripten und Büchern gelernt und pro Thema aus den verschiedenen Quellen meine eigene Zusammenfassung geschrieben. Das hat dann für mich auch gleich die Frage gelöst, wie tief und genau ich das einzelne Thema bearbeiten muss. Da ich wie erwähnt berufstätig war, blieb mir unter der Woche nur wenig Zeit zum Lernen. Mein Ziel war es, jeden Tag zumindest eine Stunde etwas zu machen. Die Wochenenden waren dann meist fest fürs Lernen reserviert und auch der Zeitraum, in dem ich quantitativ das meiste geschafft habe.

Mein Tipp: markiert euch auf eurem Kalender jeden Tag, an dem ihr etwas für den Test gemacht habt. Ist vielleicht etwas seltsam, aber das Psychospiel funktionierte: Wenn ich am Kalender sah, dass ich schon zwei Tage hintereinander nichts getan hatte, war meine Motivation geweckt, mich doch an den Schreibtisch zu setzen und zumindest ein kleines Kapitel zu bearbeiten.

Zuckerbrot und Peitsche eben als Kampf gegen den inneren Schweinehund.

Ich habe übrigens so gut wie keine Übungen gemacht, bevor ich nicht alles zusammengefasst hatte. Für mich war es einfach profitabler, erst meine eigene Zusammenfassung zu schreiben und erst in der zweiten Phase aktiv zu lernen, schwierige Themen mit tiefgehenden Fragen nochmal anzuschauen und mir das Wissen dann fest anzueignen. Hier kann ich definitiv empfehlen, mit verschiedenen Lernmaterialien zu arbeiten. Ich kaufte mir unter Anderem Lernunterlagen von einem Anbieter, von dem ich (durch Amazon und Erfahrungsberichte) schon wusste, dass die Fragen das Niveau des MedAT übersteigen. Das Lernen war dann auch gerade am Anfang echt nicht lustig.

Ich hatte oft den Eindruck, das Thema gar nicht zu beherrschen. Trotzdem habe ich mich gezwungen, jede Frage auszuarbeiten; das heißt: bei jeder falschen Antwortmöglichkeit erarbeitet, warum sie falsch ist. Das war ziemlich viel Arbeit, am Ende hat es sich aber gelohnt, weil sich mein Wissen zu den einzelnen Themen noch einmal sehr vertieft hat.

 

Der kognitive Teil macht mir große Probleme. Was gibt es da für Tipps?

Hier hilft meistens nur eines: am Ball bleiben und üben. Ich war zu Beginn extrem schlecht in Wortfindung und Figuren zusammensetzen. Mit der Zeit wurde es aber tatsächlich besser. Also nicht die Flinte ins Korn werfen, auch wenn es am Anfang frustran ist.

Es gibt ein paar Apps, die ich ganz hilfreich fand. „Pawoo“ zum Beispiel für Wortflüssigkeit. Andere Leute empfehlen auch, einfach mal die Oma zu besuchen und eine Runde Scrabble zu spielen. Diese kognitiven Tests sind wirklich eine Mischung aus Vorbereitung und Glück. Allgemein noch der Tipp, damit nicht zu früh zu beginnen. Wenn ihr ein paar Wochen vor dem Test damit startet, reicht das in der Regel aus. Gerade am Anfang habt ihr mit dem BMS Teil vermutlich genug zu tun und euer Gehirn prägt sich die kognitiven Übungen viel besser ein, wenn es sich nebenbei nicht noch damit auseinandersetzen muss, aus wie vielen Zellen die Morula besteht, oder was eine Redoxreaktion ist.

 

Ich lerne zwar fleißig, aber das machen andere auch. Wie kann ich mir wirklich einen Platz sichern?

Eine Garantie kann euch natürlich niemand geben. Selbst die Leute, die am meisten tun, können am Ende haarscharf durch ein paar Punkte am Studienplatz vorbeischlittern. Was mir bei meinem zweiten Antritt wirklich geholfen hat, und sich von meinem ersten Versuch unterschied, war, mit einer gewissen Strategie an das Ganze heran zu gehen. Ich wusste, dass ich in der EU-Quote in Wien etwa 80% brauchte, um einen Studienplatz zu erhalten. Beim Üben versuchte ich also stets, in den einzelnen Untertests diese 80% zu erreichen.

Dann gab es aber natürlich Teile, die mir sehr schwer vielen, wie die Figuren und Wortflüssigkeit. Hier machte ich mir klar, dass ich am Testtag wohlmöglich nicht auf die nötigen 80% kommen würde und diese Themen mit anderen ausgleichen musste. Ich konzentrierte mich also darauf, in Implikationen erkennen, Zahlenfolgen und vor allem Gedächtnis- und Merkfähigkeit (übrigens der Testteil nach Biologie, bei dem sich am meisten Punkte holen lassen) richtig gut zu werden. Damit konnte ich dann weniger Punkte ausgleichen.

Auch beim BMS schaute ich, wo sich die meisten Punkte holen lassen: nämlich vor allem in Biologie. Anstatt meine Zeit also damit zu verbringen, in Mathe jedes Detail zu beherrschen, was mir am Testtag vielleicht maximal ein oder zwei Punkte zusätzlich bringen würde, war es mir wichtiger in Biologie gut Bescheid zu wissen.

Versucht bei eurer Vorbereitung eure Ergebnisse auszuwerten. Wo sind eure Stärken, wo eure Schwächen? Wo lohnt es sich, noch einmal extra zu üben und wo fahrt ihr besser damit, lieber über ein anderes Fach Punkte auszugleichen?

 

Was ist am Testtag wichtig?

Die vernünftigen Tipps sind hier meistens die wertvollsten. Macht euch am Tag vor dem Test nicht verrückt, indem ihr nochmal panisch durch all eure Unterlagen blättert, um jedes Detail nochmal ins Hirn zu prügeln. Lieber früh ins Bett gehen, eine ordentliche Portion Schlaf tanken und am Morgen dann ein gutes Frühstück zu sich nehmen, damit man für die nächsten Stunden gewappnet ist. Diese Tipps liegen quasi auf der Hand.

Auch auf der Hand liegt, dass ich selbst keinen davon befolgte. Den Abend verbrachte ich als psychisches Wrack mit meinen Unterlagen in der Hand und am nächsten Morgen war ich – zum ersten Mal seit Jahren – so nervös, dass das Frühstück für mich ausfiel.

Es ging mir jedoch schon besser, als ich an der Messe Wien auftauchte, wo der MedAT stattfand. Jetzt ging es endlich los, die Menschenmasse aus Konkurrenten fand ich zwar beeindruckend, aber dann nicht mehr einschüchternd.

 

Während des Tests verfolgte ich einfach die Strategie, zwischendurch immer mal wieder einen kleinen Schluck zu trinken. Aber nicht zu viel, um die knapp bemessene Zeit nicht mit einem Besuch der sanitären Anlagen zu verschwenden.

Während des Tests und in der Pause habe ich dann eine Kleinigkeit gegessen und ordentlich getrunken, um für den kognitiven Teil (der von den diabolischen Testveranstaltern selbstverständlich auf den Nachmittag gelegt wird) bereit zu sein. Das Ganze hat auch tatsächlich recht gut geklappt. Ich hatte eigentlich nirgendwo Zeitnot und fühlte mich erstaunlich ruhig.

 

Am Ende hat es dann tatsächlich auch für einen Studienplatz gereicht, ohne dass ich in jedem Fach alles perfekt beherrscht hätte. Der MedAT ist definitiv die größte Hürde, die ihr zu nehmen habt. Das Studium selbst ist auch kein Zuckerschlecken, aber das größte Hindernis, erwartet euch eben schon davor.

Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich den Test nicht nochmal machen muss.

Das Wissen aus dem BMS Teil ist zwar tatsächlich im Studium sehr nützlich und allgegenwärtig, aber ob ich heute nochmal durch den kognitiven Teil kommen würde? Unwahrscheinlich. Im Rückblick ist mir von der Vorbereitungszeit sehr viel im Gedächtnis geblieben, vom eigentlichen Test im Juli eher weniger.

 

Aber das Bier im Anschluss war das beste meines Lebens.